Dekoloniale Kunst: «Can the Subaltern make Art?» Lecture von Nistiman Erdede für Abendschule Import, Cabaret Voltaire, Zürich, 10. und 11.12.2019

Abendschule Import

Die Abendschule Import wurde 2016 ins Leben gerufen als Reaktion auf die stereotype Darstellung von Geflüchteten in vielen Medien und im Kunstbereich. In den meisten Fällen wurden Geflüchtete hier auf ihre Fluchtgeschichten reduziert. Die Abendschule Import war dem gegenüber von dem Vorhaben bestimmt, Geflüchteten die Gelegenheit zu geben, ihren eigenen Interessen und ihrem Wissen Ausdruck zu verleihen, und damit Zeit und Begegnung zu gestalten: Ein temporäres gesellschaftliches Forum.

Dekoloniale Kunst: «Can the Subaltern make Art?»
Was passiert, wenn jemand, der/die als subaltern, also als unprivilegiert gilt, Kunst macht? Kann seine/ihre Kunst überhaupt als Kunst akzeptiert oder wahrgenommen werden?

Der Titel verweist auf Gayatri Chakravorty Spivaks bekannten Text «Can the Subaltern Speak?» von 1988. Spivak analysiert, wie die Gewalt von Diskursen das koloniale Subjekt als Anderes konstituiert. Dabei zeigt sie eine Hierarchie der Wissensproduktion auf, die bestimmte Formen von Wissen disqualifiziert, Selbstrepräsentation ausschliesst und dominante Formen von Wissen reproduziert.

Diese Analyse wurde auf die Frage, ob Migrant*innen oder Geflüchtete Kunst machen können, übertragen. Dabei sollten Vorgänge der Ausblendung sichtbar gemacht werden. Es ging um strukturelle Erfahrungen, unverständlich bleiben zu müssen und von Formen der Selbst-Repräsentation ausgeschlossen zu sein. Es ging um die Zusammenarbeit von privilegierten Kultur- oder Kunstschaffenden und Unprivilegierten (z.B. Geflüchteten) in der Gesellschaft. Es ging um die Frage, ob die Kunst, wenn Subalterne sie machen, überhaupt subaltern ist?

Foto: Olaf Bracher